19.11.2021

Wrigley Prophylaxe Preis 2021: Schallzahnbürsten leider kein Ersatz für Zahnseide & Co

Göttingen, 19.11.2021 - Heute wurden die Gewinnerinnen und Gewinner des diesjährigen Wrigley Prophylaxe Preises bekannt gegeben. Die Jury kürte Forscherteams aus Basel, Freiburg und Gießen, Düsseldorf, München und Erlangen. Die prämierten Studien beleuchten die Putzleistung von Schallzahnbürsten in den Zahnzwischenräumen, präsentieren einen Test zur frühen Diagnose von nächtlichem Zähneknirschen und zei-gen, wie Prophylaxebehandlungen bei Patienten mit Behinderungen oh-ne Narkose gelingen können. Ausgezeichnet wurde auch Grundlagenfor-schung zur Prävention von Mundhöhlenkrebs.

Wrigley Prophylaxe Preis-Verleihung 2021
Wrigley Prophylaxe Preis-Verleihung 2021:
(von links) PD Dr. Dr. Manuel Weber (Innovations-Spezialpreis, Erlangen), Andreas Herforth (Jury, Hamburg), Prof. Dr. Nadine Schlüter (Arbeitsgruppe 1. Preis, Freiburg), Prof. Dr. Annette Wiegand (Jury, Göttingen), Prof. Dr. Michelle Ommerborn (2. Preis, Düsseldorf), Prof. Dr. Werner Geurtsen (Jury, Hannover), Dr. Marc Auerbacher (Sonderpreis, München), Prof. Dr. Rainer Haak (Jury, Leipzig), Lydia Gebetsberger (Arbeitsgruppe Sonderpreis, München), Nina Wenzl (Mars Wrigley, Unterhaching), Dr. Dalia Kaisarly (Arbeitsgruppe Sonderpreis, München)

Nicht im Bild: Prof. Dr. Thomas Attin (Jury, Zürich), Prof. em. Dr. Joachim Klimek (Jury, Gießen), Prof. Dr. Hendrik Meyer-Lückel (Jury, Bern)

Foto: Wrigley Oral Healthcare Program/DGZ

Der Wrigley Prophylaxe Preis zählt zu den renommiertesten Auszeich-nungen in der Zahnmedizin. Eine unabhängige Jury aus Wissenschaftlerin-nen und Wissenschaftlern bewertet Arbeiten aus Forschung und Praxis, die zur Verbesserung der Mundgesundheit beitragen. Vor 27 Jahren wur-de er ins Leben gerufen und steht unter der Schirmherrschaft der Deut-schen Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ). Stifterin ist die wissenschaft-liche Initiative Wrigley Oral Healthcare Program, die sich zum Ziel ge-setzt hat, die Zahn- und Mundgesundheit in Deutschland zu verbessern. Der Hintergrund: Das regelmäßige Kauen von zuckerfreiem Kaugummi gehört neben Zähneputzen und gesunder Ernährung zu den drei Kern-empfehlungen der medizinischen Leitlinie zur Kariesprophylaxe (www.dgz-online.de/patienten/informationen), die jeder eigenverant-wortlich umsetzen kann.

1. Platz: Schallzahnbürsten reinigen Zahnzwischenräume nicht effektiv
Die Reinigung der Zahnzwischenräume ist wichtig, um Zähne und Zahn-fleisch gesund zu erhalten, kommt aber bei den meisten Menschen zu kurz. Ob das Zähneputzen mit einer Schallzahnbürste den Zahnbelag in diesen schwer zugänglichen Bereichen bei parodontal gesunden, jungen Erwachsenen entfernen kann, überprüften Privatdozentin Dr. Julia Caroli-ne Difloe-Geisert und ihr Team von den Universitäten Basel, Freiburg und Gießen (Prämie 4.000 Euro). Für ihre erste klinische Pilotstudie putzten 30 parodontal gesunde, junge Erwachsenen die Zähne ohne Zahnpasta mit einer aktivierten («An») und inaktivierten («Aus») Schallzahnbürste, jeweils mit und ohne Putzanleitung. Davor und danach bestimmten die Forschenden die Ansammlung und bakterielle Zusammensetzung des Be-lags in ausgewählten Zahnzwischenräumen. Das Zähneputzen mit der Schallzahnbürste, aktiviert wie auch inaktiviert, führte zu einer unvoll-ständigen Reinigung der Zahnzwischenräume bei parodontal gesunden, jungen Erwachsenen unter den gegebenen Versuchsbedingungen. Des-halb gilt weiterhin die Empfehlung, zusätzliche Hilfsmittel für die Inter-dentalraumhygiene Zahnzwischenraumpflege zu nutzen. Die Ergebnisse sollten jetzt in einer größeren Population und bei Patienten mit oralen Erkrankungen weiter untersucht werden.

2. Platz: Früherkennung von Zähneknirschen verhindert Zahnabrieb
Nächtliches Zähneknirschen führt auf Dauer zu Schäden an den Zähnen. Typisch sind Attritionen, also ein erhöhter Abrieb von Zahnhartsubstanz. Ein neuer Test könnte helfen, solche Folgeschäden zu verhindern. Er wurde zur Anwendung in der Praxis entwickelt und soll Zähneknirschen so frühzeitig feststellen, dass Zahnärztinnen und Zahnärzte rechtzeitig gegensteuern können. Professorin Michelle A. Ommerborn und ihr Team überprüften in einer interdisziplinären Kooperation mit Dr. Ralf Schäfer vom Klinischen Institut für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Universitätsklinikum Düsseldorf die Qualität des Tests bei 45 Proban-dinnen und Probanden (Prämie: 3.000 Euro). Er besteht aus einer hauch-dünnen diagnostischen Folie, die individuell für die Zähne gefertigt wird. Diese trugen die Probanden fünf Nächte in Folge, anschließend wurde der Abrieb auf der Folie ausgewertet. Mit diesen Daten bestimmten die Forschenden das Ausmaß der nächtlichen Knirschaktivität. Die Ergebnisse waren positiv: Der Test erwies sich als aussagekräftig, anwenderfreundlich und praxistauglich. Er könnte in der Zahnmedizin künftig zur rechtzeitigen Schienenanpassung und zur Vorbeugung von Attritionen genutzt werden.

Sonderpreis: Prophylaxe für Patienten mit Behinderungen
Den mit 2.000 Euro dotierten Sonderpreis Praxis und soziales Engage-ment erhielten Dr. Marc Auerbacher und seine Kolleginnen vom Univer-sitätsklinikum München. Sie untersuchten, ob Erwachsene mit Behinde-rungen auch im Wachzustand behandelt werden können – anstatt wie oft üblich unter Narkose.
In ihrer Studie setzte das Team bei 20 Patientinnen und Patienten mit schwerer geistiger oder mehrfacher Behinderung Kommunikationsstrate-gien und verhaltensführende Techniken ein. Mit Erfolg: Bei allen konnte eine professionelle Zahnreinigung ohne Narkose erfolgen. Zudem wurden sie langfristig in ein Recall-Programm eingebunden. Ein positives Ergebnis, da regelmäßige Prophylaxemaßnahmen im Wachzustand die Lebensquali-tät der Betroffenen verbessern.

Spezialpreis: Mundhöhlenkrebs im Vorläuferstadium diagnostizieren
Mundhöhlenkrebs ist der achthäufigste Tumor weltweit. Veränderungen der Mundschleimhaut können erste Anzeichen dafür sein. Je früher sie entdeckt werden, desto besser sind die Chancen, die Krebsentwicklung zu stoppen. Eine wichtige Rolle dabei spielen Zahnärztinnen und Zahnärz-te, da sie in der Regel zweimal jährlich die Mundhöhle untersuchen. Allerdings ist nicht jede Gewebeveränderung ein Vorläufer von Krebs. Wie harmlose von riskanten Befunden unterschieden werden können, erforscht Privatdozent Dr. Dr. Manuel Weber von der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgischen Klinik der Universität Erlangen. Für seine Grundla-genforschung verlieh die Jury einen einmalig gestifteten Innovations-Spezialpreis (Prämie: 2.000 Euro). Die Ergebnisse legen nahe, dass im-munologische Marker aussichtsreiche Kandidaten sind, Gewebeverände-rungen mit hohem Krebsrisiko zu identifizieren. Sie könnten die Entwick-lung eines diagnostischen Tests zur Prophylaxe des Mundhöhlenkarzinoms ermöglichen.

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